Ticino Tessin : Claro

Castalderia di Cortauro (en français )

In der Fraktion Duno, am Rand des sanft geneigten Schuttfächers, über den sich das Dorf Claro ausdehnt, stehen die Ruinen eines mittelalterlichen Wehrbaus. Es handelt sich um eine rechteckige Anlage, zusammengesetzt aus Wohntrakt, Umfassungsmauer und Ökonomiegebäuden. Von äusseren Annäherungshindernissen ist heute nichts mehr zu sehen, doch darf angenommen werden, dass sich einst um die ganze Anlage herum ein Graben gezogen hat. Der Wohntrakt, ein rechteckiger Bau, der die ganze nördliche Schmalseite des Hofgevierts einnimmt, ist offenbar in zwei Bauphasen entstanden. Den älteren Teil bildete ursprünglich ein alleinstehender Wohnturm. Der Erweiterungsbau ist nachträglich an die Schmalseite angefügt worden, gleichzeitig mit der Errichtung der wehrhaften Umfassungsmauer des Hofes. Obwohl sich der Gebäudekomplex heute mehrheitlich als Ruine präsentiert – unter Dach sind nur noch die jüngeren anbauten aus nachmittelalterlicher Zeit sowie der ältere Teil des Wohntrakts -, vermittelt er eine gute Vorstellung von einem herrschaftlichen Wohnsitz, repräsentativ und wehrhaft zugleich. Ins Innere des Hofes führt ein weites Rundbogentor aus sorgfältig gehauenen Gewändsteinen. Der Wohntrakt weist neben schmalen Schartenfenstern auch einen Austritt auf einen Aborterker, Kaminanlagen und Schüttsteinöffnungen auf, Zeugen einstiger Bewohnbarkeit. Ein besonders schönes Rundbogenfenster ist in der Nordfront des Trakts angebracht. Das flache Satteldach, das einst den ganze Wohntrakt bedeckte, war von dekorativen Schwalbenschwanzzinnen umsäumt, von denen sich noch einige Reste erhalten haben. Ohne archäologische Untersuchungen bleiben die Anfänge der interessanten Anlage im Dunkeln. Der älteste Teil mag um 1200 entstanden sein, der Erweiterungsbau vielleicht um 1300. Vermutlich erhebt sich der ganze Gebäudekomplex an der Stelle einer viel älteren Anlage, deren Anfänge möglicherweise bis ins Frühmittelalter zurückreichen. Wir haben im jetzigen Bau einen wehrhaften, herrschaftlichen Hof vor uns, der um 1250 als Castalderia, d.h. als Verwaltungsmittelpunkt eines Steuerbezirks, diente, der dem Domkapitel von Mailand gehörte und die Dörfer der Riviera von Castione bis nach Osogna umfasste. Diese Castalderia scheint an der Stelle eines älteren Herrschaftshofes errichtet worden zu sein, der urkundlich bereits 1120 bezeugt ist und ursprünglich langobardisches Königsgut bildete. Wie dieser frühe Hof in die Hand des Domkapitels gelangte, entzieht sich allerdings unserer Kenntnis.

Im 14. Jahrhundert fiel die Castalderia mit den Steuerrechte in private Hand: Zeitweise befand sie sich im Besitz der Orelli von Locarno. Ein in Claro wohnhafter Bonifazio d'Orello di Locarno wird 1364 erwähnt. Ob dieser Bonifazio auf der Castalderia sass, bleibt allerdings unsicher, da es im Raum von Claro ausser der Castalderia und dem Castello dei Magoria noch eine dritte Burganlage gab. Diese lag auf einem Felssporn oberhalb des Dorfes. Über die Zeit ihrer Errichtung und Besiedlung ist nichts bekannt; die spärlichen Reste vermitteln ohne Grabungen auch keine zu datierenden Hinweise.

Bibliographie

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Grynau

©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles