Sankt Gallen: Schloss Rapperswil (en français)




Morat

Rapperswil par Naef en 1856 (graphica-antiqua.ch)

weitere Luftaufnahmen von Rapperswil

Über dem Dächergewirr von Rapperswil thront als Wahrzeichen das Schloss, markant betont von den beiden Flankentürmen und dem dazwischen liegenden Trakt mit dem hohen Dach. Der Bau ist durch seine Dreieckform im Grundriss charakterisiert. Es darf angenommen werden, dass es sich ausser geringfügigen Veränderungen immer noch um das ursprüngliche Baukonzept handelt. Kurz nach 1200 dürfte diese Burg mit ihrem geschichteten Bruchsteinmauerwerk aufgeführt worden sein. Gegen die später errichtete Kirche hin war die Anlage ehemals durch einen Graben geschützt. Ein schmaler Zwinger trennte die Burg vom Graben. Der Zwinger ist noch andeutungsweise vorhanden. Die Tore, durch welche der Burgweg führt, bilden einen Teil davon. Von Weste her – der Burgweg schwenkt um 180° - erreicht man das Burgtor, das zum Hof führt. Die gesamte Westfront, wo sich heute der prächtige Platz befindet, war ebenfalls mit einem Graben geschützt. Hinter dem Tor, das mit einer Fallbrücke gedeckt war, deren Mittelstütze im Graben noch erhalten ist, befand sich eine Fallgrube. Sie ist bei archäologischen Untersuchungen 1966 unter der Leitung des Verfassers wieder entdeckt und geöffnet worden. Drei Türme verstärken die Ecken des Burgdreiecks. Im Süden steht der noch in der gesamten Höhe erhaltene Bergfried von beinahe quadratischer Grundfläche. In der Südostecke ist der fünfseitige Zeitturm aufgeführt. Und in die Nordecke wurde der Pulverturm, innen halbrund angefügt, hineingestellt. Aus den Scharten in Zinnen, welche vor allem in der westlichen und südlichen Mauerung erkennbar sind, wird deutlich, dass einerseits die Ringmauer ursprünglich mit einem Zinnenkranz versehen, in jüngerer Zeit erhöht und Zeitturm und Palas später aufgesetzt worden sind. Der rechteckige Palas ist an die Südmauer und an den Zeitturm angestellt und im Innern im Erdgeschoss in drei beinah gleich grosse Räume aufgeteilt.


Es scheint, dass der ursprüngliche Burgzugang durch die östliche Mauer führte. Das Tor hinter dem dortigen Zwinger ist noch erhalten. Die Mauer ist im Fundament doppelt so stark wie die übrige Umfassung. Die Sicherstellung des für die Burgbewohner so wichtigen Wassers geschah angeblich durch einen Sodbrunnen im Bereich des Pulverturms. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass die Burg über unterirdische Gänge verfügt. Deren drei sind nachgewiesen, einer ist noch knapp begehbar.

Zur Geschichte des Schlosses muss angeführt werden, dass die Edlen von Rapperswil, deren Stammburg bei St. Johann ob Altendorf stand, wie Josef Kessler bei seinen Ausgrabungen nachgewiesen hat, als Vögte des Klosters Einsiedeln zu Beginn des 13. Jahrhunderts ihren Wirkungsbereich auf die andere Seite des Sees verlegten und auf der Halbinsel ihren neuen Hauptsitz errichteten. Es ist denkbar, dass sie als treue Parteigänger der Hohenstaufen dabei die Unterstützung Kaiser Friedrichs II geniessen durften. Ihre Vorfahren im alemannischen Landadel sind bei Eticho und seiner Gemahlin Willa zu suchen, welche als einzige Welfen in den Einsiedler Nekrologien aufgeführt sind. Im Zug der Festigung des Besitzes um die See-Enge errichteten die Rapperswiler am Fuss des Burgfelsens schon kurz nach dem Bau der Burg die Stadt. Es scheint, dass die erste Burganlage als Dreieck geplant war, dass aber nur der Bergfried im Westen wenig über die gezinnte Umfassungsmauer hinausragte und dass auch der Palas wohl in seinen Fundamenten an die Südmauer gestellt, aber lediglich mit einem Pultdach versehen war. Als Gründer der Klöster Wurmsbach und Wettingen setzten die Rapperswiler Zeichen ihrer Macht. Als 1283 der Letzte dieses Geschlechts starb, ging das Schloss über seine Frau an den berühmten Kriegshelden und Minnesänger Graf Werner von Homberg und nach dessen Tod, 1289, an Graf Rudolf von Habsburg-Laufenburg. Sein Enkel, Johann II, war an der Mordnacht von Zürich beteiligt, was die Zerstörung der Burg und des Städtchens Rapperswil durch Bürgermeister Rudolf Brun 1350 nach sich zog. Anscheinend war die Niederlegung der Burg nicht vollständig, denn auf den gleichen Grundmauern wurde sich nach dem alten Plan wieder errichtet. Bei dieser Gelegenheit wurden sicher der Bergfried und auch der Zeitturm erhöht und der Palas auf die Mauer abgestützt und höher geführt. Zwischen dem Zeitturm, dem wohl zu dieser Zeit eingefügten Pulverturm und dem Bergfried zogen sich von nun an Wehrgänge, welche mit Holzkonstruktionen, wie wir sie in Murten kennen und wie sie im wesentlichen im Schloss selbst noch erhalten sind, versehen waren. Dieser Ausbau scheint auf die Übernahme durch Herzog Albrecht von Österreich zurückzugehen, welcher 1352 Besitzer wurde. Bis 1442 sassen ab jenem Zeitpunkt österreichische Vögte auf der Burg. Ein gotischer Wappenstein des Hauses Österreich über dem östlichen Burgeingang aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts weist auf diese Besitzverhältnisse hin. Von Kaiser Friedrich III, dem Habsburger, erhielt die Stadt den Blutbann, also das Recht über Leben und Tod, und gleichzeitig das Recht, den Schlossvogt zu stellen. Den Eidgenossen war Rapperswil ein Dorn im Auge. Drei Belagerungen – die erste 1388 im Näfelskrieg von 20 tagen, die zweite und die dritte während des Alten Zürichkriegs 1443 und 1444 von je acht und 27 Tagen Dauer – führten jedoch nicht zum Ziel. Um 1460 sagte sich Rapperswil von Österreich los und schloss vier Jahre später den ersten Pakt mit den Eidgenossen, wobei diesen ein dauerndes Öffnungsrecht der Burg zugestanden wurde. Im Ersten Villmergerkrieg war auch Rapperswil in das Kriegsgeschehen einbezogen. General Rudolf Werdmüller belagerte die Stadt im Winter 1656 vergeblich. Es ist zu vermuten, dass damals, im Zusammenhang mit Geschützstellungen, Gänge ausgehauen wurden, eine Arbeit, welche im Mittelalter, da man noch über keine modernen Sprengmittel verfügte, undenkbar gewesen wäre. Im Zweiten Villmergerkrieg von 1712 legten die vier Schirmorte Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus unter dem Kommando von Alexander Bessler eine starke Besatzung ins Schloss. Der Kommandant übergab jedoch am 1. August des gleichen Jahres Burg und Stadt den sich aus den sanktgallischen Gebieten zurückziehenden siegreichen Bernern und Zürchern. Von da an übernahmen die Zürcher, Berner und Glarner die Schirmherrschaft. Die Burgvögte wurden bis 1798 von der Stadt Rapperswil ernannt.

Von diesem Zeitpunkt an wurde die Wehranlage ihrer Zweckbestimmung entfremdet. Die Franzosen führten nicht nur die Waffen, sondern auch einen Teil der Ausstattung weg. Und mit der Bildung des neuen Kantons St. Gallen, der auch Rapperswil umfasst, wurde die Burg bis 1820 zum kantonalen Gefängnis umfunktioniert und hernach bis 1869 als Mietkaserne verwendet, bis Graf Plater das Schloss als polnisches Nationalmuseum einzurichten begann. Julius Stadler gestaltete das Erdgeschoss und den ersten Stock neu, und zwischen 1886 und 1895 erfolgte ein totaler Umbau im Innern. Neue Fensterreihen und Dachausbauten wurden zugefügt. Eine teilweise Rückführung auf den ursprünglichen äusseren Zustand fand 1961 ihren vorläufigen Abschluss. Nachdem vorerst das Internationale Burgenforschungsinstitut und anschliessend der schweizerische Burgenverein Einsitz genommen hatten, übernahm die Besitzerin, die Ortsbürgerschaft, das Schloss wiederum ganz; sie gewährt heute dem Polenmuseum Asyl und unterhält ein Restaurant. 



Herrliberger (18. Jahrhundert)


In der Nähe des Schlosses ein Wehrturm:


Bibliographie

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Grynau

©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles