Nidwald: Schloss Landenberg in Sarnen (en français)

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Luftaufnahmen von Sarnen

Die Burg Landenberg oder Sarnen, wie sie früher genannt wurde, lag auf dem weit ins Tal vorspringenden Landenberghügel, einem Ausläufer des Ramsbergs. Die Feste gehörte im Mittelalter mit ihrer beträchtlichen Ausdehnung von 40 auf 90 Meter zu den grössten Burganlagen der Innerschweiz. Heute ist allerdings nur noch wenig von ihrer einstigen Grösse zu erkennen. Bei Freilegungsarbeiten im Jahr 1895 konnte der ursprüngliche Verlauf der einzelnen Mauerteile festgestellt werden. Die sehr sorgfältig errichtete Umfassungsmauer folgte ringsum der Kuppe des Hügels. Ihre Mauerstärke betrug durchwegs 1.4 Meter. Auf allen Seiten fällt der Hügel schroff ab. Gegen Westen verengt sich das Plateau bei einem isolierten, steil abfallenden Felskopf. Hier befand sich der ursprüngliche Zugang zur Burg. Je ein Wachturm flankierte auf der West- und Ostseite die Feste. Durch einen Zwinger gelangte man an das Haupttor an der Westmauer. Die Mauerstärke betrug hier das Doppelte der Ringmauerdicke. Für neuzeitliche Wegkorrektionen war hier viel Stein- und Schuttmaterial weggeschafft worden, so dass die Breite des Tors nicht mehr bestimmt werden konnte. Auf dem grossen, ziemlich ebenen Hofraum erhoben sich vermutlich mehrere Ökonomiebauten aus Holz. Auf der höchsten Erhebung der Hügelkuppe, nahe am Bering, ragten die beiden Hauptbauten, der Turm und das Wohnhaus, in die Höhe. Der Turm mass ungefähr 10.5 Meter im Quadrat und konnte deshalb auch als Wohngebäude benutzt werden. Vom Palas, dem Wohnbau, liess sich nur noch die Nordmauer nachweisen. Diese reichte bis an einem zweiten, etwas tiefer gelegenen Hof. Von hier aus führten in den Fels eingehauene Stufen zu einem Ausfallpförtchen. In der Nähe des Pförtchens wurden zahlreiche Küchenabfälle wie Keramikfragmente, Eberzähne, Rinds-, Schweine-, Ziegen- und Geflügelkochen ausgraben.

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Leider fehlen zeitgenössische urkundliche Nachrichten über die Burganlage und ihre Bewohner. Nach Durrer war der Landenberg eine Dynastenburg, als deren Erbauer lediglich die Inhaber der Landgrafschaft, die Grafen von Lenzburg, und ihre Nachfolger, die Habsburger, in Betracht kommen. Die Möglichkeit, dass die Kellner von Sarnen, das bedeutendste Rittergeschlecht von Obwalden im 13. Jahrhundert, als Parteigänger des Hauses Habsburg von diesem die Feste Sarnen als Lehen erhielten, ist allerdings nicht völlig von der Hand zu weisen. Als Zerstörungstermin nimmt Durrer die Zeit des ersten Aufstandes gegen Rudolf den Schweigsamen um 1240 an. Die Freilegungsarbeiten haben allerdings keine Fundstücke geliefert, die eine Zerstörung in der von Durrer angenommenen Zeitspanne belegen. Wir müssen deshalb diesem Datierungsvorschlag mit Vorbehalten begegnen.

Schon der Zürcher Chronist Felix Hemmerli, ein vehementer Gegner der Innerschweizer, brachte um 1450 die Burg Sarnen in enge Verbindung mit den Freiheitskriegen. Nach seiner Chronik wurde die Burg von den Unterwaldnern, denen die Erfolg der Schwyzer gegen die Habsburger Auftrieb gegeben hatten, zur Weihnachtszeit gebrochen, während der Vogt von Landenberg in der Messe weilte. Im Weissen Buch von Sarnen bearbeitete der Chronist die noch lebendige Lokaltradition. Eine moderne Übersetzung des Weissen Buches schildert die Einnahme der Burg Sarnen wie folgt:

„Nun waren die Eidgenossen aber heimlich so viele geworden, dass sie untereinander ausmachten, zu Weihnachten, wenn sie dem Vogt wieder Geschenke und Neujahrsgaben bringen müssten, so sollten je zwei miteinander gehen; aber die beiden sollten keine anderen Waffen tragen als je einer einen Stock. Also kamen ihrer viele hinein und zum Feuer in der Küche. Die andern aber warteten in grosser Zahl unterhalb der Mühle, in den Erlen verborgen. Denn das hatten sie abgemacht: dass die dort warten sollten, bis genug in der Burg seien, dass sie den Wartenden die Tore offen zuhalten vermochten. Dann sollte einer gehen und in sein Hörnli blasen. Die in den Erlen sollten darauf aufbrechen und den andern zu Hilfe kommen. So taten die in der Burg, als sie glaubte, ihrer genug zu sein. Es ging einer an einen Ausguck und blies in sein Hörnli, wie sie abgemacht hatten. Der Herr aber war in die Messe gegangen zu der Stunde, als die Geschenke gebracht wurden. Und als die in den Erlen das Hörnli hörten, liefen sie durch den Bach, der zu dieser Zeit fast kein Wasser hatte, und stürmten hinauf auf die Burg und gewannen sie. Das Geschrei davon drang bis zur Kirche. Die Herren erschraken, liefen hinaus in die Berge und verliessen das Land.“

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Die Burg wird in den verschiedenen Berichten übereinstimmend „Sarnen“ genannt. Der Lokalname „Landenberg“ tritt erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts auf.

Der ausgebrannten Burganlage war ein bewegtes Schicksal beschieden. Nach der Zerstörung zerfiel sie allmählich. Aber noch Darstellungen des frühen 17. Jahrhunderts zeigen sie als stattliche Ruine mit hochaufragenden Mauerzügen. 1616 verkaufte die Witwe des Hauptmanns Seier der Regierung „den Platz oder boden, so man nempt der Bürgel oder uff Landenberg, da vor Zeiten das Schloss gestanden, mit Freyheit und Brechtigkeit wie dann die muren beschlüsst und der Bogen begrifft, das mine gnädigen Herren oder die Schützen da mögend buwen dz Schützenhuss und anderss nach ihrem Guotdunckhen“. Bereits 1620 stand an der Stelle des mittelalterlichen Turms ein Schützenhaus, das der damaligen Sitte entsprechend auch als Ort der Geselligkeit diente und reich mit Wappenscheiben ausgerüstet wurde. Die mittelalterlichen Mauerreste des Turms waren für den Bau des „Schiesshus“ abgetragen worden. Schon beim Kauf des Grundstücks mag die Absicht mitgespielt haben, die alljährliche Landesgemeinde in Zukunft auf dem Landenberg abzuhalten. Die Landesgemeinde stellte es nämlich am 3. Mai 1620 dem Landammann frei, „nach gestaltsame des Wetters zum Schiesshus uff Landenberg an die Gemeindt ze gan oder allhie im Rhathuss“. Erst 1645 wurde beschlossen, die Landesgemeinde auf den Schützenplatz zu verlegen, und bereits 1646 fand die erste Landesgemeinde auf dem Landenberg statt. Für diesen Anlass waren verschiedene bauliche Veränderungen nötig geworden. So wurde unter anderem die Ringmauer geflickt, wobei nach guter Schweizer Tradition die Auseinandersetzung darüber entflamme, wer eigentlich für diese Kosten aufzukommen habe. Im Jahr 1710 wurde das Zeughaus auf den Landenberg verlegt, wozu die Schleifung eines Wachttürmchens an der Südwestecke der Anlage notwendig war. Bereits die Ausebnung des Geländes für den Schiessplatz und das Schützenhaus hatten den Ruinen der mittelalterlichen Burg stark zugesetzt. Spätere Bauten vernichteten deren letzte Überreste. Erst die Rennovation des Landsgemeindeplatzes im Jahr 1895 und die damit verbundene archäologische Freilegung der Anlage haben die Spuren der mittelalterlichen Feste wieder ans Licht gebracht. Heute beherrscht das neue Schützenhaus mit den Zwiebelkuppeln den Landenberg. Das alte Gebäude war während einer Schützenkilbi 1747 abgebrannt. Der neue Bau wurde 1752 errichtet, und sein grosser Saal im Obergeschoss ist mit prächtigen Wandmalereien geschmückt.

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Die Landesgemeinde der Obwaldner wird seit Jahrhunderten auf einem historischen Gelände abgehalten, welches die Erinnerung und das Bewusstsein an die Befreiungstradition wach hält.

Beim „Hexenturm“ am dorfseitigen Fuss des Landenbergs handelt es sich um einen Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert. Er bildete wohl den Sitz des lokalen Adelsgeschlechts der Kellner von Sarnen. Über die Verbindung zwischen „Hexenturm“ und Landenberg ist nichts bekannt.

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Sarnen depuis le Landenberg

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles