Schloss Compesières
Commanderie de Compesières (en français)



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In der weiten, fruchtbareren Ebene zwischen Genf und St-Julien sind im Hoch- und Spätmittelalter verschiedene Burgen und feste Häuser entstanden. Herrschaftliches Zentrum der Gegend war die Burg Saconnez d'Arve, von der heute nur noch ein Rundturm, wohl der Eckturm einer ursprünglich viel grösseren Anlage, aufrecht steht. Einen Kilometer weiter südlich ergebt sich auf flacher Anhöhe das feste Haus von Compesières, das wegen seiner Rolle als Johanniterkomturei unter den Schlössern der Umgebung eine besondere Stellung einnimmt. Von der ursprünglichen Gesamtanlage hat sich nur der Wohntrakt erhalten. Die Kirche und die Ökonomiegebäude sind in nachmittelalterlicher Zeit durch Neubauten ersetzt worden, und die äussere wehrhafte Ummauerung, die einst den ganzen Gebäudekomplex schützend umschlossen hat, ist heute verschwunden.





Der gegenwärtige Zustand des Schlosses beruht auf einer sorgfältigen Restaurierung, die 1955 mit Bundeshilfe vorgenommen worden ist. Um dem Bau möglichst viel von seinem ursprünglichen burgartigen Aussehen zurückzugeben, hat man damals störende und einzelne Teile rekonstruiert, insbesondere die Dächer der Türme und die nur noch als Konsolenreihen erhaltenen Maschikuli-Erker.
Den ältesten Teil des Gebäudekomplexes bildet ein massiver, turmartiger Steinbau von recheckigem Grundriss. Er könnte noch im ausgehenden 13. Jahrhundert entstanden sein. An diesen Kernbau sind nach und nach weitere Elemente angefügt worden, die jüngsten offenbar erst im 17. Jahrhundert.
Die Fassade gegen die Kirche hin wird durch zwei Risalitbauten mit runden Flankierungstürmen eingerahmt. An die Südfassade lehnt sich ein runder Treppenturm an. Die meisten Fenster des heutigen Gebäudekomplexes sind durch nachträgliche Erweiterungen oder Durchbrüche entstanden.
Zum ursprünglichen Bestand gehört ausser dem ebenerdigen, spitzbogigen Portal eine Reihe unterschiedlich geformter Schiessscharten. Bedeutende Umbauten hatten das Gebäude im 17. Jahrhundert erfahren. Teile der Innenaustattung, vor allem im so genannten „Rittersaal“, einem Repräsentationsraum, reichen noch bis ins 17. oder 16. Jahrhundert zurück. Eine Wappen- und Inschrifttafel an der Südfassade des Hauptgebäudes ist bis zur Unkenntlichkeit verwittert.

Ein im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnter Lokaladel, der sich nach Compesières nannte, verschwand schon früh aus der Geschichte. Über seinen Wohnsitz ist nichts bekannt. Seine Güter dürften noch vor 1200 in den ausgedehnten Ländereien der Bischöfe von Genf aufgegangen sein.
1270 schenkte Bischof Aymo aus dem Hause Menthonay die Kirche von Compesières dem Johanniterorden, und diese Schenkung dürfte die Voraussetzung für die Errichtung der Komturei gewesen sein. Der Ritterorden der Johanniter, zu dessen Hauptaufgaben ausser der Verteidigung der christlichen Welt vor allem die Krankenpflege und die Pilgerfürsorge zählten, war im Gebiet der heutigen Schweiz seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert ansässig. Er verfügte über zahlreiche Niederlassungen, die sich reichlicher Schenkungen und Zuwendungen erfreuten. Gemäss dem ritterlich-kriegerischen Geist der Ordensbrüder waren ihre Niederlassungen von burgartigem Charakter.
An der Spitze jedes Ordenshauses stand ein Komtur. Die gesellschaftliche Exklusivität des Ordens – zur Aufnahme war ein Adelsausweis nötig – führte seit dem 16. Jahrhundert im Gebiet der Eidgenossenschaft wiederholt zu Anständen.
Die Komturei Compesières wurde 1536 vorübergehend von den Bernern aufgehoben, die sich damals das savoyische Land am Genfersee gewaltsam aneigneten.
Erst 1564 erhielt der Orden seinen Besitz zurück und konnte diesen, geschützt durch das nahe katholische Savoyen, bis zum Ausbruch der Französischen Revolution behaupten. Heute beherbergt das Schloss die Mairie und das katholische Pfarramt der Gemeinde Bardonnex.

Die Decke des Rittersaals wurde während der Berner Besetzung zwischen 1536 bis 1567 bemalt.






Detailaufnahme der Decke der Kirche

Die Wappendecke der Kirche wurde bei den Arbeiten von 1953-54 aufgestellt. Sie enthält 165 Kisten, die in 5 Jochweiten durch die Hauptbalken des Schiffes verteilt wurden. Die Symbole teilen sich in 3 Gruppen auf: religiöse, Wappen der Kommandeure, Kameen.

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles