Freiburg : Schloss Vuissens (en français)




Vuissens

Weitere Luftaufnahmen von Vuissens

Während etwa sieben Jahrhunderte fand ein unaufhörliches Hin und Her in der Gegend von Vuissens statt. Das Schloss selbst, eine echte Mühle, sah einen Schlossherren sofort ausziehen, um durch einen anderen ersetzt zu werden. Nie erlangte diese Herrschaft eine legitime Bedeutung; keines seiner Schlossherren tat sich richtig hervor, weder in den Schlachten von Europa oder von der heiligen Erde, noch in den anspruchsvoll Höfen von Frankreich, von Burgund oder von Savoyen. Seit dem 12. Jahrhundert, als die Herrschaft von Vuissens zum ersten Mal erwähnt wird, bis zur heutigen Zeit ist das Schloss in ein ziemlich friedliches Leben übergegangen, das wie durch ein Wunder die Tumulte der Kriege oder der Revolutionen entkommen konnte.

 


Pierre, der Ritter von Vicens, Sohn von Hugon Fontana, war einer der ersten Herren des Ortes in 1217. Diesem folgten zahlreiche Persönlichkeiten, deren Namen keine Aufmerksamkeit erweckte. In 1403 lesen wir in Dokumenten, das Rudolph von Châtonnaye eine Ehrerbietung dem Amédée-Grafen von Savoyen erbot. Rudolph, der ohne männlichen Erben starb, übergab kurz nach der Unterschrift dieses Vertrages, die Herrschaft von Vuissens an seinen Schwiegersohn, Wilhelm von Challant. Zehn Jahre nachdem er dieses neue Gebiet erworben hat, stellte Wilhelm von Challant es der Stadt von Freiburg in Hypothek, um seinem Familienmitglied, Georges von Saluces, Bischof von Lausanne, damals in finanziellen Schwierigkeiten, zu helfen. Mit seinem Bruder stellt er auch die Herrschaften von Châtel-St-Denis und Aymeville in Hypothek. Durch Geldmangel konnten die von Challants nicht lange die Schulden begleichen, die sie angehäuft hatten. Dies führte so weit, dass die Freiburger mit Militärmacht intervenieren mussten, um ihre Schulden einzutreiben.

Am 19. März 1461 kamen also die Freiburgische Truppen vor unser unglückliches Schloss an, das sie ohne Prozess sequestrierten. Es gab in Vuissens keinen Widerstand, so sehr wurde der Ort wenig und schlecht verteidigt. Mit Vuissens erfährt Châtel-St-Denis das selbe Schicksal. Obwohl Wilhelm von Challant alles versuchte, um seine Güter wieder zu erlangen – er ging sogar zu seinem Lehensherren dem Herzog aus Savoyen – gelangte dieses Vorhaben ihm nicht. Die Freiburger liessen sogar das Schloss verstärken, um ihre Rechte zu verteidigen.

Das Schloss Vuissens konnte jedoch das Joch der Freiburger einige Jahre später entkommen. Bernard von Menthon, Berater und Kammerherr vom Herzog aus Savoyen, der 1463 Margerite, die Tochter von Wilhelm von Challant heiratete, schien seinen Schwiegervater aus der Sackgasse herausholen zu wollen, in der er sich befand. Bernard von Menthon übernahm dessen Schuld und traf eine gütliche Vereinbarung. Die Freiburger bestanden nicht allzu sehr darauf, das Schloss Vuissens durch lästige und schlechte Praktiken zu behalten. So akzeptierten sie frohen Herzens den willkommenen Vorschlag von Bernard. Nach drei Jahren der Besetzung, also am 19. März 1464, verliessen die Freiburger das kleine Dorf, um ihre Viertel wieder zu gewinnen. Bernard von Menthon rettete durch seine Geschicklichkeit das Schloss, und man könnte denken, dass es in den Händen einer so edlen Familie bleiben würde. Doch dies geschah nicht. Am 17. September 1479 wurde der unglückliche Bernard von Menthon ermordet. Da er keine Erben hinterliess, nahm das Schloss seine Karriere als alter Haudegen wieder auf. Verkauft und abermals wiederverkauft, als Erbe hinterlassen, kannte das Schloss noch unzählige Eigentümer. Zu den Zeiten des Schlossherren, Michel Mussard, befand sich Vuissens sogar wieder in den Händen der alten Freiburgischen Brüder. In der Tat geschah es in 1536, als die Berner ins Waadtland eindrangen, um ihre Macht zu beweisen, schielten die Freiburger auf die Territorien des Landvogts. Sie ahmten den Bären nach, und trafen vor Vuissens, bis an die Zähne bewaffnet, ein. Umsonst. Sie begegneten nicht mehr Widerstand als vor einem Jahrhundert. Michel Mussard musste Ehrerbietung an den neuen Meistern zollen.

Diese besonders gütigen Letzten akzeptierten es dann, keinen Vogt im Schloss zu ernennen. Und erneut kannte es aussergewöhnliche Eigentümerwechsel.

Eine am Ende des 16. Jahrhunderts erstellte Liste erlaubt uns, über den Wert der Herrschaft zu berichten. Alfred von Amman beschreibt es so in den "Freiburger Annalen: "Im privaten Bereich des Herrn - der das Schloss Vuissens mit Kapelle im Schloss, den Dachstock des Schlosses, den Holzspeicher bei den Gräben des Schlosses, den Ofen von Vuissens, die Mühle von Vuissens und das Zehntel von Vuissens mit zweiundzwanzig Säcken von Weizen, zweiundzwanzig Säcken von Roggen und vierundvierzig Säcken von Hafer umfasste – hatte es dort noch drei eingeschlossen oder oder fast einundzwanzig Seitoren Wiesen, die achtunddreissig bis fünfundvierzig Wagen voller Heu, fünfzehn Wagen voller Grummet für zehn bis zwölf Rinder produzierten, Feuerholz mit ungefähr einhundertzwanzig Posen,  ein anderes grosses Waldgebiet, das „en Largonie“ genannt wurde, und bei diesem die Ländereien von Roseye von mehr als zwei hundert Posen, die als Weide des Viehs des Herrn dienten. Dieser hatte in Vuissens eine Scheunenmeister in einem Haus von vier Jochweiten mit den Scheunen, dem Stall und dem Speicher und dieser betrieb siebzehn Seitoren und fünfundneunzig Posen Land ".

Das einfache und diskrete Schloss Vuissens beherbergte einen besonders stürmischen Eigentümer, der es auch ruinierte. Durch seine Ehe mit Ursule von Paroman in 1562 erwarb Ulrich von Englisberg die Herrschaft und dabei auch das Schloss. Er war aufbrausend und kriegerisch, Amateur in Schlachten und Abenteuern und kämpfte in Frankreich während den Religionskriegen, danach in Guyenne von 1585 bis 1586. Er diente im Regiment von Cléry in den Schlachten von Jarnac und Montcour, danach im Regiment von Zurmatten, wo er sich auf dem Schlachtfeld auszeichnete und zum Ritter geschlagen wurde. Unser aufbrausender Kapitän schien sich mehr über seine Revolvertasche als um sein Portemonnaie zu kümmern. In diesen glücklichen Zeiten musste der Offizier selbst seine Soldaten verpflichten. Und wenn die Könige oder die Prinzen, denen er diente, es versäumten, seine Truppen zu zahlen, wie es manchmal vorkam, oblag es dem Kapitän, sie aus seiner eigenen Tasche zu zahlen und auf die Begleichung der königlichen Schuld zu warten. Als Sold ging also der grösste Teil des Vermögens von Ulrich von Englisberg weg. Aber dieser war nicht beunruhigt. Er hatte eine tiefe Abneigung gegen Geldangelegenheiten, und liess diese Devise gelten: "Niemals das Geld zählen, immer die Schuhe zerrissen". Protestierend verpflichtete er sich in 1591 an der Seite von Heinrich von Navarra gegen die Truppen der Liga. Die Freiburger nahmen sich der Sache schlecht an und schadeten von Englisberg und seinen Truppen. Das war zu viel für die Geldbörse des Unglücklichen. Erneut wurde die Herrschaft von Vuissens in Anbetracht der hohen Schulden des Schlossherrs dieser Orte verkauft.

Während drei Tage der Versteigerung, wurde die Herrschaft schliesslich an die Freiburger Regierung verkauft. Ab 1598 bewohnten die Freiburgische Vögte also im Schloss und liessen es sich gut gehen. Ihre Wappen sind an guter Stelle auf der hohen Mauer des Rittersaales sichtbar.

Restaurierungsprobleme

Schon während der Zeiten der Vögte, gab es am Schloss einige Probleme. Die Zugbrücke erwies sich als zu klein für die Karosse des Vogtes, einige Zimmer verfielen. Oft musste man die Freiburger Regierung um Kredite bitten, die für die Restaurierung notwendig waren. In 1715 wird das Schloss zum Teil "wieder hergerichtet". Ungefähr in 1750 stimmt der Staat Freiburg zu, wichtige Arbeiten zu unternehmen, um die ältesten Teile des Wohnbereiches in Gebrauch zu setzen. Auf der Baustelle des Schlosses brauchte man nicht weniger als zwanzig Tonnen Kalk, hundert fünfzig Wagen Sand und hundert fünfzig Wagen von grossen Steinen. Trotz all dieser Anstrengungen, wurde das Schloss Vuissens nie vollständig wieder erneuert. Die Zeit und die Männer schienen sich gegen es zusammengeschlossen zu haben, um es zu vernachlässigen, es veraltern, und sogar entstellen zu lassen. Und, als in 1804 die Gemeinde von Vuissens Eigentümer wurde - nach der Veröffentlichung der Vermittlungshandlung – trat die Katastrophe mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit heran. Die reizende Kirche des Schlosses wurde abgerissen, die Gräben gefüllt, und da man nicht wusste, was mit dem ausgedehnten Gebäude zu machen, wurde dies als Armenhaus des Dorfes designiert.

Obwohl die Kapelle des Schlosses seit 1803 verschwunden ist, so hat sie doch eine reizende Geschichte. In 1536 erwarben die Einwohner von Vuissens eine Statue von Notre-Dame für diese Kapelle. Diese kauften sie von der Gemeinde von St-Cierges mit sieben Masse von trockenen Birnen. In den offiziellen Verkaufspapieren wird allerdings betont, dass: "wenn sie das Glück hätten, wieder katholisch zu werden, müssten die Leute von Vuissens dann ihnen diese Statue für die selbe Anzahl von Trockenbirnen zurückverkaufen". Man geht jedoch davon aus, dass die Leute von St-Cierge nicht konvertierten, da die Statue immer noch in der parochialen Kirche steht, wo sie in 1803 transportiert wurde.

Einige Photos vor der Renovierungsarbeit:





Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles