Freiburg : Schloss Seedorf (en français)

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Das Schloss

Die Herrschaften von Saydor (Seedorf), wurden bereits in 1156 im Buch der Schenkungen der Abtei von Hauterive erwähnt. Pierre von Saydor war einer der Wohltäter dieser Abtei. Sehr früh wurde das kleine Dorf in die Herrschaft von Montagny eingegliedert. Mehrere Herrenhäuser oder Schlösser folgten Seedorf wahrscheinlich vom 12. Jahrhundert an. Man weiss, dass das Schloss in 1448 während des Krieges von den Freibugern gegen Bern angezündet wurde. Das Wörterbuch des Vaters Dellion informiert, dass in 1584 Josse Fégely im Zentrum von Seedorf "ein eingemauertes kleines Schloss " besitzt. Oberhalb des Schlosses wurden Überreste einer Befestigung sowie kleine Gürtelschnallen und Pfeilspitzen aus Eisen, die aus dem Mittelalter datieren, im Jahre 1978 entdeckt.

Die Familie Féguely-Seedorf besass vom 16. Jahrhundert bis 1752 – die Zeit des Aussterbens dieses Zweiges der Familie Féguely –einen ausgedehnten Besitz in der Region von Prez und Seedorf. Nicolas Vonderweid von Seedorf, Neffe und Erbe von Antoine-Joseph von Féguely beschloss, das Schloss wieder aufzubauen, in einem abgeleiteten Stil des grossen französischen Architekten, Mansard. Das derzeitige Mauerwerk wurde 1769 beendet. Zu dieser Zeit war Nicolas Vonderweid Vogt von St-Aubin und gehörte zur einer der 67 Patrizierfamilien, die alle Macht im Kanton Freiburg vor 1798 besassen. Die Familie Von der Weid von Seedorf – oder "schwarze Vonderweid“ genannt  - starb 1812 aus, als Nicolas Vonderweid, Oberstleutnant im französischen Dienst, starb. Er unterlag seinen Verletzungen am Bérézina Übergang bei der Flucht der grossen Armee Napoleons.

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Andere noblen oder aristokratischen Familien, denen das Eigentum in alten Plänen oder Verzeichnissen des l8. Jahrhunderts zugeschrieben wird: die Familie Duding - Patrizier ab 1783 -, die der Diözese zwei Bischöfe gab, und die das Gebiet von Courtaney und ihr Schloss besass; die Familien von Montenach und Griset von Forel. Die Familie Féguely, die eine Rolle des ersten Plans der Region spielte, hat Nachkommen in Australien.

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Das grosse Gebiet von Seedorf

Die aufeinander folgenden Eigentümer des Schlosses besassen auch "das grosse Gebiet von Seedorf". Die drei derzeitigen Bereiche bildeten damals nur einen Einzigen bis zum Jahre 1900. Die Erben des letzten Vonderweid verkauften das ausgedehnte Eigentum an Nicolas Roland von Robatel. Dieser wählte den Wohnsitz in Den Haag. Das grosse Gebiet umfasste das Schloss, die Ländereien, Wälder und den See, und wurde 1816 verkauft. Der Käufer war der Graf und Baron Ladislas von Diesbach von Belleroche. Geboren in Arras in 1747 und in St Germain-en-Laye in 1822 gestorben, führte der Erste von Diesbach, der Eigentümer von Seedorf war, eine glänzende Karriere im französischen Dienst. Als Oberst des Regiments von Diesbach von 1785 bis 1792 war er Leutnant-General in 1816. In Freiburg gehörte er zum Rat der Zweihundert, und er wurde zum Abgeordneten des grossen Rates von 1814 bis 1817. Sein Sohn, Theodor, Erbe von Seedorf in 1822, starb ohne Kinder in 1849. Sein Neffe, Alphonse von Diesbach von Belleroche, bewohnte das Schloss von Rosière, das zwischen Belfaux und Grolley angesiedelt ist, und wurde zum Eigentümer des grossen Gebiets.

Eine aussergewöhnliche Persönlichkeit war Alphonse von Diesbach. Geboren in St Germain-en-Laye, verbrachte er seine Jugend grösstenteils in Frankreich, wo er eine glänzende Erziehung erhielt. Durch Familientradition war er für eine Militärkarriere bestimmt. So wurde er Offizier in der Schweizer Garde von Karl X, König von Frankreich von 1824 bis 1830. Nach der Revolution vom Juli 1830 kam er in die Schweiz zurück. Da er sehr an die Erde und an seine Territorien hing, gründete er die Freiburger Landwirtschaftsgesellschaft in 1848. Er war auch einer der dynamischen Befürworter der Eisenbahn in Freiburg. Sein Talent als Maler übte er auf zahlreichen Reisen aus und brachte Aquarelle zurück, die man bemerkenswert nannte. Er starb in 1888 auf seinem Schloss Rosière und wurde in Grolley beerdigt, wo bereits seine Ehefrau Marie, geboren von Choiseul von Aillecourt, lag. Alphonse von Diesbach hinterliess bei seinem Tod sehr gut unterhaltene Grundstücke. Das grosse Gebiet von Seedorf zählt 160 ha, davon 51 von Wäldern und See.

Drei Gebiete anstatt eine einzige

Die vier Kinder von Alphonse von Diesbach versuchten vergeblich, einen Erwerber für das grosse Gebiet zu finden. Im Jahre 1900 entschied man sich, es in drei zu teilen. Das Gebiet des Schlosses fiel an Eugène von Diesbach, das von Sonnaz an seine Schwester Constance, Ehefrau von Henri von Reynold, und das von Piamont an seine Schwester Emma, Ehefrau von Romain von Weck. Die dritte Schwester, Léontine – Die Frau von Stanislas von Buyer – erhielt ihren Anteil in bar. Am 15. September 1902 verkaufte Eugène von Diesbach das Schloss mit 9 ha Gärten, Wiesen und Wäldern an einen Franzosen, Herrn Jarre. Dabei handelte es sich um den Vater von denjenigen, der das religiöse Oberhaupt der Karmeliter vom Institut Notre-Dame-de-Compassion. Das erklärt den Namen des Instituts Jarre, den man manchmal begegnet. Eugène von Diesbach starb in 1947. Sein Sohn Serge verkaufte das Gebiet der Familie an Dr. Walter Michel von Freiburg in 1967. Im Jahre 1996 wurde es zum Eigentum von Herrn Simon Schmitter. Die Familie von Weck übergab den Bürgern von Freiburg Piamont. Dieses Gebiet wurde von Jean-Pierre gekauft und Michel Mauron in 1987 gekauft. Was das dritte Gebiet betrifft, das von Sonnaz, so haben die Landwirte Wenger es von Léontine von Boccard, geboren Reynold, im Jahre 1935 erworben.

Notre-Dame de Compassion

Warum verliessen religiöse französische Karmeliter ihr Land, um nach Seedorf zu kommen? Vermutlich wegen des Misstrauens der französischen Politik gegenüber kirchlichen Institutionen. Drei Daten.

In 1882 liess Jules Ferry, französischer Minister für öffentliche Instruktion, über Gesetze über den zwingenden, kostenlosen Primarschulunterricht abstimmen.

Im Jahre 1905 kam es zur Trennung der Kirche und des Staates. Zwischen diesen zwei Daten muss man - ganz besonders im Jahre 1902 – auf die Unnachgiebigkeit des Präsidenten des französischen Rates, Emile Combes, und seinen Verdriesslichkeiten gegenüber den Kongregationen hinweisen. Zahlreiche französische religiöse Gemeinschaften suchten Zuflucht in der Schweiz und insbesondere im Kanton Freiburg.

Im November 1901 bestätigte der Freiburger Staatsrat seinen Willen, eine Aktion gegenüber den Geistig-Behinderten zu entwickeln. Georges Python, Direktor der öffentlichen Instruktion, wünschte die Eröffnung einer Sonderschule, die sich mit den Kindern befasst, die unter einer psychischen Schwäche litten. Aber seit 1901 bestand schon eine Gemeinschaft von Karmelitern in Riaz. Von Georges Python darüber angesprochen, nahm diese religiöse Gemeinschaft den Vorschlag an, sich mit einer solchen Institution zu befassen.

Am 13. September 1902 wurde mit dem Ziel "der speziellen Erziehung von geistig schwachen Kindern aus der katholischen Schweiz“ die Gesellschaft von Notre-Dame-de-Compassion gegründet. Das Schloss Seedorf wurde gekauft. Dr. KöIle von Zürich, Spezialist für behinderte Kinder, gewährleistete die Ausbildung der Religiösen. Diese empfingen „behinderte, instabile oder geistig schwache“ Jungen und Mädchen im Alter ab 5 Jahren. Wichtige Vergrösserungsarbeiten wurden im Jahre 1908 und 1909 verwirklicht. Ausser einem angepassten Schulprogramm, wurden die Schüler ebenfalls - unter anderem – in Garten- und Näharbeiten unterrichtet. Im Jahre 1914 waren es 46 Kinder, darunter 13 Jungen.

Im Jahre 1915 wurde die Institution das Institut der Anormalen von Seedorf. Man zog trotzdem die Bezeichnung Institut von Mont-Carmel vor. Mädchen und Jungen von 4 bis 15 Jahre wurden dort empfangen. Junge Mädchen konnten die Institution bis zum Alter von 25 Jahren besuchen. Die Schulorganisation unterteilte die Internatsschüler in drei Klassen nach Geschlecht, das heisst eine vorbereitende Klasse und zwei höhere Klassen. In Seedorf zur Schule zu gehen war vielseitig. Das lehrende Personal tat ihr möglichstes für die Erziehung dieser Kinder: Erziehungsspiele, Gesänge, Organisation von drei jährlichen Sitzungen, an dem die Kinder auftraten, Spaziergänge in den Umgebungen... Im Jahre 1919 wurden etwa zehn kleine Belgier angenommen. Im Jahre 1929 zählte das Institut nur noch eine aus 10 Jungen und aus 15 Mädchen zusammengesetzte, gemischte Klasse. Ab 1932 gingen die Jungen zum Institut de la Verrierie in der Nähe von Semsales. Das Institut von Seedorf wurde dann nur noch für Mädchen reserviert. Trotz der Subventionen und der Zahlungen war die finanzielle Lage der Einrichtung oft problematisch. Viele erinnern sich noch daran, dass die Religiösen in der Region sammeln gingen, begleitet von ein oder zwei Internatschülerinnen. Man erinnert sich auch an die Kilbis von Seedorf, zu welche die Bevölkerung der Umgebung herbeieilte.

In 1974 wurde Seedorf in ein Weiterbildungszentrum umgewandelt (CFPS). Die letzten Religiösen verliessen Seedorf in 1988.

Auszug aus " Geschichte und Geschichten von Noréaz Seedorf" von Jean-Marie Barras

Bibliographie

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