Bern: Schloss Ursellen - Le château de Ursellen

Ursellen

Campagne Ursellen

Noch 1148 Eigentum des Klosters Rüeggisberg, ging der Zehnte von Ursellen an die mächtigen Herren von Bubenberg und vor 1300 als Mannlehen an die Brüder Cuno und Peter von Seedorf. Peter von Krattigen, der 1356 sein Haus mit Hofstatt unten an der heutigen Herrengasse den Schwestern des Barfüsserordens vermachte, hatte vier Jahre zuvor den Ursellen-Zehnten dem niedern Spital zu Bern vergabt, das ihn sogleich an Rudolf Hetzel von Lindenach und andere verlieh. Den Kirchensatz brachte Petermann von Wichtrach, mit dem dessen Geschlecht erlöschen sollte, im Jahre 1354 seiner Gattin Agnes von Burgistein zu, einer Schwester Conrads auf der Feste Burgistein. Durch Barbara vom Stein, der Frau ihres Enkels Anton von Erlach, gingen diese Rechte nach 1455 an deren zweiten Gatten Ulrich von Erlach. Zusammen mit der Mitherrschaft Schlosswil fielen 1358/1363 Güter zu Ursellen und ein Teil des Kirchensatzes durch Kauf von den Edlen von Rüssegg und von Rinach an den Berner Schultheissen Cuno von Holz. Am 15. Oktober 1388 schenkte Petermann von Krauchthal, der später so begüterte und wohlgeachtete Schultheiss, Land zu Ursellen sowie die Summe von zweihundert Gulden Rudolf von Erlach bei dessen Heirat mit seiner Schwester Lucia von Krauchthal.

Beim Verkauf der Herrschaft Münsingen-Wichtrach von Elisabeth Senn vom 5. Dezember 1377 an Peter Niesso, Ulrich von Buch und Johann von Buch waren auch Ländereien zu Ruhigen und Ursellen eingeschlossen. Niessos zwei Drittel kaufte Imerla von Uetendorf, die Gattin des Cuno von Holz, und trat sie am 19. November 1385 um 1200 Gulden an Johann von Büren ab. Dagegen setzte sich Gilian vom Stein zur Wehr, der im Jahre 1404 die Tochter Cunos und der Imerla heiratete, die vom Vater Ursellen zu einem Drittel geerbt hatte. Johann von Büren, der auch in den Besitz der Buchsehen Anrechte gelangt war, musste ihm vier Neuntel der Herrschaft Münsingen sowie einen Drittel Ursellen abtreten. Am 3. August 1392 hatte Johann von Agnes Spiegler in Basel den Kirchensatz sowie die Hälfte des Vogteirechtes Ursellen erworben, die er und sein Sohn am 19. November 1411 um 400 rheinische Gulden dem Deutschorden verkauften. 1433/1435 kam Ursellen zu einem Drittel von Gilians Tochter Barbara vom Stein an Anton von Erlach. Gilians anderen Drittel erbte sein Sohn Heinzmann vom Stein, während sich der Drittel des Johann von Büren über seine Schwiegertochter Benedicta von Hürenberg an deren zweiten Gatten Burkart Nägeli vererbte.

Ursellen

1435 fiel Ursellen, zusammen mit der Mitherrschaft Münsingen-Wichtrach, an Heinzmann vom Stein, dem seine Schwester Barbara wahrscheinlich auch ihren Drittel abtrat. Heinzmann war mit Gertrud («Trüttlin») Segesser von Brunegg vermählt, der Tochter des Aarauer Schultheissen, die als Witwe noch mit Niklaus von Erlach den Ehebund schloss, einem illegitimen Sohne des Alt-Schultheissen Ulrich von Erlach. Kinder waren ihnen nicht beschieden, weshalb Heinzmann den Besitz 1463 seinem entfernten Neffen Hartmann vom Stein vermachte. Über dessen Söhne Georg und Brandolf vom Stein kamen die zwei Drittel Urseelen an Georgs Sohn Sebastian vom Stein, den Mitherrn zu Schlosswil, Münsingen-Wichtrach und Urtenen-Mattstetten. Sebastians Gemahlin Theodosia von Büttikon war die Stiefschwester der Cordula, die ihrem Ehemann Melchior von Luternau einen Viertel der Herrschaft Belp zugebracht hatte. Im Jahre 1542, also noch zu seinen Lebzeiten, waren Sebastians Söhne Adam und Hans Christoph vom Stein Eigentümer von Ursellen zu zwei Dritteln. Der restliche Anteil war derzeit noch in der Hand des mächtigen Schultheissen Hans Franz Nägeli als Erbe seines Vaters Rudolf Nägeli. Im Jahre 1554 erbte Adam von seinem Vater als ältester Sohn dessen Harnisch, Waffen sowie den seidenen, mit Marderpelz gefütterten Rock. Er überliess Ursellen seinem Neffen Wilhelm vom Stein, der schon den väterlichen Anteil Münsingen sowie dessen Drittel Urseilen innehatte.

Aus dessen dritter Ehe mit einer Magd entspross eine Tochter Elisabeth, die sich 1590 mit Hyronimus Manuel vermählte, dem Mitherrn zu Worb. Wilhelms beide Söhne starben schon im Knabenalter, und er verkaufte in den Jahren 1556 bis 1561 Gerichtsbarkeit, Burg und Herrschaftsrechte von Münsingen-Wichtrach wie auch seine zwei Drittel von Ursellen dem damaligen Welschseckelmeister Hans Steiger dem als Schultheiss im Jahre 1578 von seinem Schwiegervater Hans Franz Nägeli der restliche Anteil übertragen wurde. Nachdem Ursellen nun ganz zum grossen Besitze des Schultheissen und Freiherrn Steiger gehörte, vererbte es sich zusammen mit der Herrschaft Münsingen-Wichtrach, Beitenwil und dem Schwand-Gut über dessen Sohn Georg an Albrecht Steiger. Im Jahre 1651 hinterliess derselbe Münsingen seinem Sohne Hanss Rudolf Steiger, der Ursellen von der genannten Herrschaft abtrennte und kurz vor seinem Tode an Samuel Tillier verkaufte. Tilliers Vater ertrank 1678 in der Linth, als Samuel erst ein Jahr alt war, und seine Mutter, eine Tochter des Schultheissen Samuel Frisching, betreute ihn und seinen älteren Bruder Johann Anton, den späteren Herrschaftsherrn zu Gerzensee.

Samuel, der nachmalige Hofmeister zu Königsfelden und Deutschseckelmeister, liess im Jahre 1712 hier in Urseelen seine Campagne bauen. Nach dem Tode seiner Witwe Elisabeth Steiger, einer Tochter des verstorbenen Schultheissen Christoph, kam Ursellen käuflich an Gabriel May von der Herrschaft Hünigen. Dieser liess 1751 den Landsitz in das reizende heutige Schlösschen mit seiner Hauptfront gegen den terrassierten Garten und seitlichen Flügelbauten umwandeln. Den drei Fensterachsen breiten Mittelbau liess er mit einem Dreieckgiebel krönen, und ein reitendes Walmdach mit einem Glockentürmchen nahm die neue herrschaftliche Campagne gleichsam unter seinen Schutz. Ohne Nachkommen aus seiner Ehe mit einer Enkelin des damaligen englischen Gesandten in der Schweiz zu hinterlassen, vermachte er Ursellen sowie Schloss Hünigen mitsamt seinem grossen Vermögen seinem achtzehnjährigen Patenkinde Gabriel Emanuel May, der bis zum Generalleutnant in holländischen Diensten aufsteigen sollte. 1795 vermählte er sich in zweiter Ehe mit einer Schwester des Karl Friedrich Steiger, dem späteren Schlossherrn zu Riggisberg.

Von Gabriel Emanuel ging die Campagne Ursellen durch Kauf an Beat Franz Ludwig May, den Alt-Landvogt zu Oron und Brandis, den man wegen seiner lauten Stimme im Spott auch den «Brüeli-May» nannte. Das Schlösschen mit der dazugehörenden Scheuer, Remise, ihren Stallungen und Waldungen und über 90 Jucharten Land kaufte ihm Karl Emanuel von Stürler schon im Jahre 1802 ab. Zehn Jahre nach dem Tode ihres Gatten verkaufte dessen vermögende Witwe den Besitz Ursellen wieder an das Geschlecht von May (1837). Käufer war Rudolf Barthlome Alfred von May von Schöftland, der ihn 1875 seinen Söhnen Carl Albert Amadeus, Rudolf August Franz von May und seiner Tochter Julia Henriette Clara hinterliess. Der Pfarrherr Rudolf August Franz verkaufte 1887 den ihm zugefallenen Drittel seinen beiden Geschwistern. Sie veräusserten das Schlösschen Ursellen im Jahre 1906 ihrem Neffen Gottfried von May, der dort Landwirtschaft betrieb und 1927 unverheiratet starb, ohne Nachkommen und Verwandte von seiten seines Vaters.

Die wunderschöne Campagne kam nun an die Geschwister von Gottfrieds Mutter und deren Kinder. Es waren dies Eduard Thormann vom Muristalden, dessen Schwestern Henriette Thormann und Johanna von Fellenberg sowie Gottfrieds verwaiste Nichten Elisabeth und Marianne Thormann. Eduard Thormann trat seinen Anteil sogleich seinen Kindern Margareta Frölicher, Elisabeth von Wyttenbach und Katharina Wander ab. Diese Erbengemeinschaft überliess Ursellen umgehend ihrer Miterbin Margareta, die sich im Jahre 1914 mit Johann Emil Frölicher vermählt hatte, dem späteren Schweizer Gesandten in Berlin. Sie verliess ihre Familie, und Johann Emil Frölicher sorgte als Nutzniesser mit grosser Liebe und Umsicht für den Unterhalt des Schlösschens. Seine Kinder Max und Hélène, denen der ganze Besitz Ursellen schon im Jahre 1938 von ihrer Mutter abgetreten worden war, verbrachten hier eine frohe Jugendzeit. Später fand sich auch Christine aus der zweiten Ehe Johann Emil Frölichers auf Ursellen ein.

Im Jahre 1961 kam das charmante Schlösschen sowie das dazugehörende landwirtschaftliche Heimwesen in die sorgfältige Obhut von Max Frölicher, der es 1962 einer umfassenden Renovation unterzog. Seine heutige Gattin verstand es mit grossem Geschick und Gastfreundlichkeit, Leben ins Schlösschen zu bringen mit Konzerten und festlichen Anlässen, sei es im grossen, mit gemalten Leinentapeten bespannten Salon, wo ein blau-weisser Solothurner Kachelofen in der Ecke steht, sei es auf dem heimeligen Dachboden oder in der gemütlichen Atmosphäre der Keller. Oben im gewinkelten «Gideon-Zimmer», an dem kleinen Schreibtisch, hat Rudolf von Tavel seinen Roman «Der Frondeur» geschrieben...

Wehmütigen Herzens hat sich der realistisch denkende Max Frölicher entschlossen, sich von der einmaligen Campagne Ursellen zu trennen. Anfang des Jahres 1980 haben sie Matthias und Maria Steinmann übernommen.

Bibliographie

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